NAS selber bauen: flexibel, stromsparend und günstig [HowTo]

 

Wer nach einem NAS (Network Attached Storage oder Netzwerkspeicher) für den Heimgebrauch sucht, kommt an den Herstellern Synology und QNAP nicht vorbei. Beide Hersteller liefern kleine NAS-Komplettlösungen mit der Möglichkeit, Daten lokal oder über das Internet zu synchronisieren und beide verlangen für die verwendete Hardware nicht gerade wenig Geld.

Eine NAS-Komplettlösung bietet mir keine Vorteile

Beim Kauf eines dedizierten NAS werden OS- und Programm-Updates von den Herstellern zur Verfügung gestellt, entsprechend geben diese auch vor, wie lange deren Hardware mit Updates versorgt wird. Die Rundum-sorglos-Pakete der namhaften NAS-Hersteller sparen bei der Inbetriebnahme sicherlich etwas Zeit, lassen sich dann aber nur innerhalb dem von den Herstellern zur Verfügung gestellten Funktionsumfang und auf deren Hardware betreiben. Als Betriebssystem kommt meist eine eigene Linux-Distribution zum Einsatz. Sowohl die Software als auch die Hardware können nur beschränkt angepasst oder erweitert werden. Wichtiger für mich als die Hersteller Software ist die Möglichkeit Docker-Container starten zu können und genügend Arbeitsspeicher. Der Einsatz von Docker-Containern kann so manche Zusatzsoftware der NAS-Hersteller mehr als ersetzen.

Als alternativen Filesharing und Sync-Lösung bietet sich die freie Software Nextcloud, vormals ownCloud, an. Nextcloud kann auf nahezu jeder aktuellen Hardware, beziehungsweise auf verschiedensten Betriebssystemen betrieben werden: Zudem bietet Nextcloud neben Sync-Clients für alle gängigen Betriebssysteme, darunter macOS, Windows, Linux, BSD, Android und iOS unter anderem auch die Möglichkeit, am Smartphone den Kalender, Kontakte und Fotos zu synchronisieren. Da Nextcloud auch als Docker-Version verfügbar ist, kann die Software auf jeder Plattform mit Docker-Unterstützung betrieben werden, theoretisch also auch auf einer NAS-Komplettlösung, was deren Sync-Programme obsolet macht. Ein möglicher Vorteil der NAS-Lösungen ist das Einrichten der Festplatten und deren Raid-Level. Speziell Anfänger benötigen dazu wenig bis kein Hintergrundwissen. An dieser Stelle bin ich sicherlich etwas eigen, aber ich will das Erstellen des Raid-Verbunds gar nicht dem Hersteller überlassen. Mit ein Grund dafür ist, dass ich BTRFS als Filesystem einsetze und es damit möglich ist im Betrieb zusätzliche Festplatten hinzuzufügen und alte Festplatten wieder zu entfernen. Ich habe damit schon mehrfach sämtliche Festplatten und die Hardware getauscht, ohne jemals das Dateisystem neu formatieren zu müssen.

Alternative stromsparende Hardware

Auf der Suche nach einer Hardware mit wenig Stromverbrauch bin ich als erstes natürlich auf den Raspberry Pi gestoßen, mangels Leistung und SATA Anschlüsse später bei Mainboards ohne Lüfter. Lüfterlose Mini-PCs mit einer TDP von 10 Watt bieten relativ viel Leistung bei geringem Energieverbrauch. Einziges Manko: Ein Mini PC besitzt meist nur wenige Festplattenanschlüsse, wodurch dieser nur einen begrenzten Speicherplatz bietet. Siehe auch: Günstiger und sparsamer Docker Mini Server für zu Hause. Alternativ gibt es im Mini-ITX Format kleine Mainboards mit passiv-gekühlter CPU, bis zu 4 Onboard SATA-Ports und die Möglichkeit diese über PCI-EXPRESS auf bis zu 8 SATA Ports zu erweitern.

Hier meine Einkaufsliste: 

  • 1xAsrock J3455-ITX ca. 80€
  • 1x8GB DDR3L SODIM 204-Pin ca.60€ (kann optional auf 16GB aufgerüstet werden)
  • 1xPicoPSU-90 ca 30€
  • 1x12V 6A Netzteil ca. 15€
  • 1xSSD HDD 250GB ca.40€ (Betriebssystemplatte)
  • Gehäuse vom 3D-Drucker ca. 5€ (Stimmt: Dieser Posten ist etwas unfair, aber ja: Ich habe einen 3D-Drucker und ja es stimmt auch, dass ich mit dem Design keinen Schönheitswettbewerb gewinne, siehe auch: /3d-objekte#nas)

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Gesamt ca. 230€ 

 

zusätzliche Komponenten für den Betrieb von bis zu 8 Festplatten:

  • 1x4Port SATA III PCI-EXPRESS 2.0 x1 Controller Karte ca.30€ (damit haben wir insgesamt 8 SATA Ports und können neben der Betriebssystem-Platte noch weitere 7 Festplatten betreiben)
  • zusätzliche SATA Kabel und Stromverteiler für HDDs ca. 10€ 
  • 1xLüfter ca. 10€ (Für die Festplatten, das Board würde keinen Lüfter benötigen ..)

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Gesamt ca. 280€ 

Wow: Obwohl hier eigentlich kein Gehäuse dabei ist: teurer als gedacht, aber immer noch deutlich günstiger als eine vergleichbare NAS-Komplettlösung. Hey: die Hardware kann 8 SATA-Festplatten betreiben, hat 4 Kerne und 8GB RAM und eine SSD Festplatte für das OS. Zudem können mit dem Board J3455 bis zu 3 Monitore angeschlossen und einer davon mit 4K Auflösung betrieben werden, mehr dazu später ...

Für den Betrieb meiner Docker-Container ist die Performance des J3455-ITX-Boards mehr als ausreichend, dennoch würde ich heute den teureren Nachfolger J5040-ITX kaufen. Laut Spezifikationen liefert J5040-ITX mehr Performance bei gleichem Stromverbrauch.

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Wer mit 2 Onboard-SATA-Anschlüssen auskommt, kann alternativ auch ein Board mit dem noch neueren N100 Prozessor verwenden, als Beispiel ASRock n100m.

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Oder das N100DC-ITX-Board, welches anstelle der PicoPSU ein 19V Netzteil verwendet: https://geizhals.at/asrock-n100dc-itx-90-mxblm0-a0uayz-a2989278.html.

Betriebssystem und Software

Bei der Wahl des Betriebssystems habe ich mich ursprünglich für den Einsatz von OpenMediaVault (OMV) entschieden. OpenMediaVault basiert auf der Linux-Distribution Debian und kommt der Software eines NAS-Herstellers, was das komfortable Anlegen von Raid-Levels und dem Dateisystem angeht sehr nahe. OpenMediaVault bietet neben der Möglichkeit Nextcloud direkt zu installieren auch die Möglichkeit Docker-Container zu betreiben. Nach der Installation über einen USB-Stick oder einem ISO-Image erfolgt die Verwaltung der Laufwerke und deren RAID-Level mit Ausnahme BTRFS über eine komfortable Weboberfläche. Zudem gibt es für OMV zahlreiche Erweiterungen und Plugins. 

Nachdem ich die Features von OMV mittlerweile nicht mehr nütze, da ich sämtliche Zusatzsoftware mit Containern ersetzt habe und ich als Filesystem BTRFS einsetze, reicht mir eine einfache Ubuntu-Serverinstallation.Siehe: Ubuntu-Serverinstallation.

Details zur Konfiguration:

Ich habe dem NAS zudem 2 Bildschirme angeschlossen und die Desktopumgebung KDE nachinstalliert.  Diesen Artikel verfasse ich also gerade auf dem NAS ... Ist das dann eigentlich noch ein NAS oder schon ein Desktop PC?

Freeze: intel_idle. max_cstate=1 (Asrock J3455-ITX)

Nachdem der NAS mit bestimmten Kernel-Versionen immer wieder mal eingefroren ist, habe ich den NAS mit KUbuntu komplett neu gemacht. Das Verhalten mit dem beinahe täglichen Einfrieren ist aber geblieben woraufhin ich folgenden Parameter zu Grub hinzugefügt habe: intel_idle.max_cstate=1. Der Parameter hat das Problem offensichtlich gelöst. Im Stromverbrauch ist bei dieser Hardware dadurch kein Unterschied messbar. 

Stromverbrauch

Der Leerlauf-Stromverbrauch der hier beschriebenen Hardware liegt bei gemessenen 8 Watt. Wichtig ist dabei der Einsatz einer PicoPSU anstelle eines normalen PC Netzteils, da ein normales PC-Netzteil im Leerlauf ohne angeschlossenen Mainboard ca. 10Watt verbrät und der Stromverbrauch dadurch unnötig hoch wäre. Eine 3,5" SATA Festplatte benötigt im Standby ca. 1Watt und im Betrieb ca. 5 Watt. Im Betrieb mit einer SSD und 3 Festplatten im Standbymodus braucht die NAS bei mir ca. 13 Watt:

Sind alle 4 Festplatten in Betrieb, braucht die NAS immer noch unter 30 Watt:

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Etwas Zeit hat mich auch der Standby-Modus der einzelnen Festplatten gekostet, siehe: OMV HD-Idle. Die Lüftersteuerung habe ich wie folgt eingestellt:  Lüftersteuerung Debian 

Alles in allem benötigt der NAS auf Basis eines Mini-ITX-Boards in etwa soviel Strom wie eine vergleichbare NAS-Komplettlösung. 

Fazit

Das Zusammenstellen einer eigenen Hardware für eine NAS ist sicherlich aufwändiger als der Kauf einer NAS-Komplettlösung eines namhaften Herstellers. Dennoch kann der Einsatz einer selbst zusammengestellten Hardware nicht nur Geld sparen, sondern mehr Funktionen bieten. Wer weder bei der Hardware noch bei der Software auf einen bestimmten Hersteller setzt, bleibt mit dem Setup wesentlich flexibler und kann damit sowohl die Hardware als auch die Software wesentlich einfacher tauschen, erweitern oder anpassen.

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Aktualisiert: 15.03.2024 von Bernhard | Translation English |🔔 | Kommentare:10

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Fragen / Kommentare


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✍anonym
07.03.2023 12:30
Hallo,
verstehe ich es richtig, dass mit dem PicoPSU-90 neben der Betriebssystemplatte noch weitere SATA Platten betrieben werden können? Ich habe gelesen, dass mit einem solcehn Netzteil nur eine Platt betrieben werden kann. Falls dem nicht so ist, wäre dies auch für mich eine interessante Option.
Danke
✍Bernhard
gepostet am 07.03.2023 12:45
Ich hatte damit schon mal 5 Platten im Einsatz: Eine SSD und 4 HDDs. Nachdem der Rechner relativ wenig Strom verbraucht bleibt für die HDDs genügend Leistung.

Beitrag erstellt von Bernhard
✍anonym
gepostet am 11.07.2023 16:21
Ich verwende ein J5040-ITX mit 1x SSD, 3x 3,5" HDDs und einem 120W PicoPSU. Mein NAS braucht beim Starten ca. 80 Watt (gemessen an der Steckdose). Ich halte auch das 12V 6A Netzteil (=72 Watt) für leicht unterdimensioniert, obwohl diese kurzzeitig mehr Strom als angegeben liefern können, nur wie lange diese Netzteile das mitmachen ist dann die Frage...

Ich bezweifle stark, dass man mit der im Artikel genannten Lösung 7 HDDs + Systemplatte starten kann, 3,5" Festplatten verbrauchen problemlos kurzzeitig je 20-30 Watt beim Starten, eine Lösung wäre das zeitversetzte Starten der Platten, aber sowas gibt es meines Wissens nur in Enterprise-Serverumgebungen (SAN).

Stromverbrauch im Leerlauf (Windows 10) sind bei mir 6-8 Watt.

Beitrag erstellt von anonym
✍anonym
gepostet am 28.11.2023 18:47
Du kannst nur eine anschließen, aber du kannst auch einen Verteiler anschließen.

Beitrag erstellt von anonym

✍anonym
01.10.2021 09:34
Würde 128GB SSD auch ausreichen?
✍anonym
gepostet am 24.01.2023 12:14
Für das Betriebssystem sicher ..

Beitrag erstellt von anonym

✍anonym
23.09.2023 09:16
Vielen Dank für die Beschreibung. Ich habe bei mir auch ein Selbstbau NAS im Einsatz. Dieses läuft seit 2014 24/7. Seitdem musste ich 1x mein Netzteil tauschen. Meine 4x WD RED 4TB sind dabei noch alle funktionsfähig. Seit 2 Jahren habe ich immer wieder Probleme mit meinem ZFS.  Habe darauf schon alle Komponenten durchgetestet (Speicher, CPU, SATA Kabel getauscht). Leider keine Verbesserung. Ich tausche nun im Herbst alles außer die Daten Platten. 
Zum NAS habe ich noch einen Backup Server mit CENTOS und alle Platten, die ich noch gefunden habe (2x 4TB und 4 x 2TB) einfach im LVM. Dieser läuft 1x in der Woche automatisch und holt alle Daten vom NAS ab.

✍anonym
10.12.2022 08:28
Meine Erfahrungen als IT service seit 1972.  Sich fragen muss ich ein NAS nehmen?
Wer sich ein NAS anschafft, sollte bedenken,  aus meiner langjährigen Erfahrung heraus habe ich diese Erkenntnis, dass der Schwachpunkt er Raidcontroller ist.  Wenn der defekt ist geht nix mehr,  und meist ist es so dass diese wenn es passiert out of Life sind,  das hochgelobte Raid als Sicherheit der Daten entpuppt sich als Falle. Das gleiche gilt für die Festplatte in  gewissen Sinne ein Raid1 mit 2 Festplatten heißt, lege dir fuer den Defektfall eine 3. des gleichen Typs zum wechseln  parat, denn auch hier gibt es Out of Life.
NAS Systeme sind für Cloudsysteme entwickelt worden wo wir Speicher mieten können,  ich finde es im Hausbetrieb besser einen leisen MiniPc zunehmen mit einer Datensicherungsfestplatte von draussen kommt man von überall mit Fernsteuerungssoftware drauf und hat vollen Zugriff auch mit Android.
Rechner defekt Festplatte lässt sich über einen USB Adapter überall anschließen und Daten übertragen die man braucht.
✍anonym
gepostet am 11.07.2023 11:26
Diese Aussage gilt aber nur für das klassische RAID, bei dem die Informationen im BIOS/Controller gespeichert werden.
Bei der Verwendung von ZFS wird genau dies umgangen, da der ZFS-Pool an jede Hardware gehangen werden kann.

Beitrag erstellt von anonym
✍anonym
gepostet am 11.07.2023 16:22
Deswegen ist und war RAID auch noch nie ein Backup.

Beitrag erstellt von anonym

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