Home Assistant Besonderheiten: Stärken und Schwächen

Ein Verständnis darüber, wie Home Assistant funktioniert, erleichtert die Identifizierung seiner Stärken und Schwächen und unterstützt beim optimalen Einsatz und der richtigen Positionierung des Systems. Eine der herausragenden Stärken von Home Assistant sind die umfangreichen Integrationsmöglichkeiten mit Systemen unterschiedlicher Hersteller und die ansprechende Gestaltung von Dashboards mittels "Lovelace". Nicht zuletzt die Mobile App inklusive Benachrichtigungsfunktion haben mich sehr schnell von dem System überzeugt. 

Ereignisgesteuert in Echtzeit

Home Assistant arbeitet ereignisgesteuert und bietet eine verzögerungsfreie Anzeige und Auslösung von Automatisierungen in Echtzeit. Dies wird durch die Speicherung tatsächlicher Zustandsänderungen in der Datenbank ermöglicht.

Gute Performance, aber: limitierte Auswertungsmöglichkeiten

In anderen Systemen lassen sich beliebige Daten einfach aus der Datenbank abrufen. Bei Home Assistant gestaltet sich die Einbindung historischer Daten in einer Markdown-Card dagegen als unerwartet komplex.

Für die Anzeige greift Home Assistant auf gespeicherte Zustände zu, grundsätzlich ohne sie aufzubereiten oder umzuwandeln. Berechnungen oder Kombinationen von Sensoren erfolgen ausschließlich beim Schreiben in die Datenbank oder über zusätzliche Hilfssensoren. Dadurch können Werte ohne Rechenaufwand direkt im Frontend genutzt werden, was die hohe Leistung und schnelle Reaktionszeit - auch beim Einsatz einer weniger performanten Hardware und umfangreicheren Installation - ermöglicht.

Der Nachteil:

Sämtliche Auswertungen benötigen eigene Sensoren, was darin endet, dass bestimmte Sensordaten mitunter mehrfach in der Datenbank landen. Wer, als einfaches Beispiel, die Summe von zwei Sensoren benötigt, hat keine Möglichkeit diese für die Anzeige zu kombinieren, einzig über einen Hilfssensor. Der Hilfssensor verrichtet seine Arbeit erst nach dessen Anlage und sammelt Daten, die eigentlich in der Datenbank vorhanden sind und lediglich ausgewertet werden müssten.

Die Konsequenz:
  • Mögliche Auswertungen müssen vorab geplant werden, da die Daten erst nach der Anlage entsprechender Hilfssensoren gesammelt werden.
  • Nur bestimmte Lovelace-Karten (Cards) können auf die Verlaufsdaten (History) zugreifen und diese visualisieren. Mangels Anpassungsmöglichkeiten des inkudierten Verlaufs oder der Standard-Lovelace-Cards, eignet sich Home Assistant - um ein Beispiel zu nennen - nur bedingt für die Auswertung bestimmter historischer Daten in einer Tabellenansicht. Siehe dazu auch: Home Assistant Daten als Tabelle anzeigen / Reporting
  • SQLite Datenbank reicht aus: Home Assistant verwendet SQLite als Datenbank. Im Gegensatz zu speziellen Time Series Datenbanken wie InfluxDB ist SQLite für allgemeine Anwendungsfälle geeignet und nicht für das Speichern von zeitbasierten Daten optimiert. Siehe auch: Home Assistant Datenbank MySQL vs. SQLite

Aller guten Dinge sind 3: Daten mehrfach in der Datenbank

Die Statusdaten werden im Fünf-Minuten-Takt in eine eigene History Tabelle zusammengefasst und zusätzlich unlimitiert im Stunden-Takt in einer weiteren Tabelle, was dazu führt, dass die Daten mehrfach abgelegt werden:

  • Tabelle states: sämtliche Statusänderungen
  • Tabelle history_short_term: 5 Minuten Werte
  • Tabelle history: stündliche Verlaufsdaten 

Je nach Einsatz muss Home Assistant für die Anzeige der Daten auf unterschiedliche Quellen zugreifen, so z.B. für die Anzeige historischer Daten:

Siehe auch: HA - SQLite Insights: Datenbank-Layout / Beispiel-SQL-Queries und HA Verlauf: mehr als 10 Tage? Langzeitstatistik (LTS)

Zielgruppe: Mittlerweile nicht nur Technikfreaks

Home Assistant wendet sich zunehmend an ein breiteres Publikum. Ursprünglich über YAML-Konfigurationsdateien bedient, sind viele Einstellungen heute direkt in der Oberfläche konfigurierbar, wodurch das System für weniger technikaffine Anwender zugänglicher wird. Allerdings leidet darunter teilweise die Flexibilität bei individuellen Anpassungen.

Als Beispiel nimmt Home Assistant die Entscheidung ab, welche Sensoren in der Langzeitstatistik gespeichert werden sollen: Dies geschieht ausschließlich über die hinterlegten Eigenschaften der Sensoren, siehe: HA Verlauf: mehr als 10 Tage? Langzeitstatistik (LTS). Aber auch das Energy-Dashboard zeigt, was Home Assistant leisten kann. Zwar ist die Umsetzung sehr gelungen, dennoch wäre es wünschenswert, wenn die speziell für das Energiedashboard erstellten Lovelace-Karten mehr in Kombination mit anderen Karten zum Einsatz kommen könnten. Die Energie-Karten sind wie sie sind: Sie basieren nicht auf Karten, die entsprechend parametrisiert zu einer Energy-Karte werden, vielmehr wurde die Logik in die Karten starr hinein programmiert. Siehe: Energy-Dashboard: Karten auch für andere Dashboards?

Führendes Open-Source-Projekt auf GitHub, dank monolithischem Aufbau

Ein anderes Merkmal von Home Assistant ist dessen monolithischer Architekturansatz. Diese Struktur bedeutet, dass eine Vielzahl von Integrationen standardmäßig in der Hauptdistribution enthalten sind. Der Vorteil dieser Herangehensweise ist die problemlose Verfügbarkeit der Integrationen, ohne dass ein zusätzlicher Plugin-Store erforderlich ist. Alle mitgelieferten Integrationen liegen in Verantwortung des Hauptprojekts, wodurch diese offiziell unterstützt sind, eine bestimmte Mindestqualität aufweisen und dadurch meist problemlos verwendet werden können. Jedoch bringt diese Architektur auch Herausforderungen mit sich:

Ein zentrales Problem besteht in der Größe der Installation und der Updates. Da alle Plugins, ob genutzt oder nicht, ein Teil der regulären Distribution sind, steigt der Speicherbedarf erheblich. Dies führt zu umfangreichen Updates, auch wenn nur ein Bruchteil der Plugins tatsächlich von den Nutzern verwendet wird. Änderung an den Integrationen haben eine bestimmte Vorlaufzeit, da diese erst mit dem nächsten Home Assistant Release verfügbar sind. (https://community.home-assistant.io/t/wth-why-is-home-assistant-so-monolithic/803557)

Abhilfe schafft der Assistant Community Store (HACS). Damit sind zusätzlich zu den offiziellen Integrationen auch inoffizielle Integration verfügbar. Für HACS gelten die vorher erwähnten Limitationen nicht, dafür ist die Qualität aber nicht sichergestellt. Siehe auch: Home Assistant Integrationen.

Der monolithische Aufbau spielt auch eine Rolle bei den GitHub Contibutions: Nicht zuletzt, da eine Vielzahl an Integrationen in der Hauptdistribution enthalten sind, zählt Home Assistant zu den führenden Open-Source-Projekten auf GitHub. 

Add-Ons = Docker Container

Home Assistant Add-Ons basieren auf der Docker-Technologie, was eine isolierte und sichere Umgebung für die Ausführung bietet. Jedes Add-On läuft in einem eigenen Container, der unabhängig vom Hauptsystem ist. Diese Container kommunizieren über definierte Schnittstellen mit Home Assistant, um Dienste bereitzustellen. Add-Ons werden in YAML konfiguriert, wobei ihre Abhängigkeiten, Startparameter und benötigte Berechtigungen festgelegt sind. Diese Architektur ermöglicht es, zusätzliche Funktionen modular zu integrieren und vereinfacht das Management sowie die Updates der Add-Ons. Siehe: Betrieb: HAOS >> Docker Container

Die Zukunft von Home Assistant

Die monatlichen Updates von Home Assistant wecken großes Interesse in der Community und inspirieren zahlreiche YouTuber zur Erstellung von Inhalten. Allerdings sind nicht alle Updates gleichermaßen spannend oder bahnbrechend. Als Beispiel wurde vorbereitend für die Verbesserung der Charts mit sehr viel Aufwand die bestehende Chart-Library mit einer neuen ersetzt, dann aber nur die bestehende Funktionalität nachgebaut. Mögliche GUI Verbesserungen, siehe auch:  Bald in Home Assistant verfügbar, geplant oder nur als Workaround.

Home Assistant 2025.7
    Energy-Dashboard, geplant: Vergleich des aktuellen Monats mit dem Vorjahr
aktuelle Schwächen

Fazit

Home Assistant begeistert durch seine umfangreichen Integrationsmöglichkeiten und bietet durch ereignisgesteuerte Prozesse eine hohe Performance. Allerdings ist die Flexibilität in der Auswertung historischer Daten beschränkt und Anpassungen erfordern häufig zusätzliche Hilfssensoren. Der monolithische Aufbau sichert eine stabile Plattform, führt jedoch zu größerem Speicherbedarf und umfangreicheren Updates.

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Beitrag erstellt von Bernhard | Veröffentlicht: 17.06.2025 | Aktualisiert: 17.06.2025 | Translation English |🔔 | Kommentare:0

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